Warum Excel die Welt ruiniert

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Irren ist menschlich, aber wenn man richtig Mist bauen will, braucht man einen Computer. Das wusste der amerikanische Kolumnist Bill Vaughan schon 1969, lange bevor es Excel gab. Das Tabellenkalkulationsprogramm von Microsoft gehört mittlerweile seit Jahrzehnten zu den meistbenutzten Computerprogrammen der Welt. Und wo Excel im Einsatz ist, geht es meist um Geld. Von der Einnahmen-/Ausgabenrechnung des Kleinunternehmers bis zu gigantischen Marktanalysen im Hochfinanzbereich – Excel kann alles und wird auch für alles benutzt.

Natürlich passieren dabei Fehler. CNN Money behauptete in einem Online-Beitrag sogar, Excel trage Mitschuld an der Finanzkrise, an Wachstumsschwierigkeiten in Europa, an der zögerlichen wirtschaftlichen Erholung der US-Wirtschaft und an vielem mehr. Sprich: Excel ist zwar die wichtigste Software der Welt, ruiniert diese aber auch.

Hier einige Beispiele:

Die Harvard-Wirtschaftswissenschaftler Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff haben für ihre Publikation Growth in a time of dept den Zusammenhang zwischen dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum und der Staatsverschuldung herausgearbeitet, in der zu Grunde liegenden Excel-Tabelle aber leider die ersten fünf Zeilen (u.a. mit Australia und Canada) vergessen, was zu einem völlig falschen Wert führte. Die BusinessWeek titelte in Anspielung auf die Wichtigkeit dieser Analysen für Haushaltsbudgets mit „The Excel error that changed history“ (hier der Link, leider nur für Abonnenten).

JPMorgan Chase, die größte US-Bank, hat 2010 einen Verlust von über 6 Milliarden eingefahren, der nicht vollständig, aber eben auch auf einen Fehler in der Excel-Berechnung der Risiken zurückzuführen war (www.bbc.co.uk/news/business-18030022).

Die britische Bank Barclays sendete ihr Angebot zur Übernahme der Lehman Brothers-Bank nach deren Zusammenbruch 2008 in einem Excel-Tabellenblatt, in dem aufgeführt war, was Lehman im Portfolio hatte und was Barclays davon übernehmen wollte. Die „toxischen“ Positionen, die der Bank zu riskant waren oder bereits hohe Verluste bedeuteten, hatte der Hersteller des Tabellenblattes in ca. 200 Zellen nicht etwa gelöscht, sondern nur versteckt. Eben diese Zellen tauchten aber wieder auf, als ein junger Anwaltsanwärter in der Rechtsanwaltskanzlei Clearly Gottlieb Steen & Hamilton die Excel-Datei in eine PDF konvertierte und per E-Mail an das Konkursgericht schickte. Das Ergebnis: Barclays musste nicht nur die im Angebot aufgeführten Bestände, sondern auch die Verluste von zusätzlich 179 Verkaufsposten übernehmen.

Hartnäckig hält sich auch die Story, wonach ein fehlender Bindestrich in einer Excel-Tabelle zum Absturz einer NASA-Rakete geführt habe. Belegt und nachgewiesen ist, dass die (unbemannte) Ariane 5 am 4. Juni 1996 40 Sekunden nach dem Start auf Grund eines Softwarefehlers explodierte, aber da war Excel nicht mit im Spiel.

Und dass die Abordnung der Canarsee-Indianer, die 1626 unter Führung Ihres Häuptlings Sachen Penhowitz die Insel Manhattan an den Holländer Peter Minuit verkaufte, in der falschen Spalte der Excel-Liste mit den Grundstückswerten nachgesehen hatte und deshalb nur Glasperlen im Gegenwert von 60 Gulden (ca. 24 $) für das Territorium des heutigen New York bekam, ist auch nicht wahr. Das war Lotus 1-2-3 … (Scherz bei CNN Money).

Die Liste ließe sich noch fortsetzen, auch deutsche Banken und Unternehmen haben ihre Leichen im Keller, auf deren Totenschein ein grünes Excel-Logo prangt. Doch Excel macht (fast) keine eigenen Fehler. Das Problem befindet sich meistens ca. 30 Zentimeter vor dem Tabellenblatt.


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